Personal Effects

2009 Ladakh

Ladakh liegt mit seiner einzigartigen Natur und seinen wunderbaren Menschen zwischen dem Karakorum und dem Himalaya. Ladakh war einst ein unabhängiges, buddhistisches Königreich.

Unter dem Flugzeug hat sich eine kristallweiße Spitzendecke ausgebreitet. Berge rechts, links,vorne, hinten -soweit das Auge reicht. Der Flieger umschifft die Bergspitzen wie ein Ruderboot die Klippen. Die „Götter“ sind zum Greifen nah:Sichtflug und dann Vollgas auf die Landebahn Lehs. So landet man auf 3600 Metern.
Als das erste Flugzeug in Leh landete, vor vielen Jahren, kamen die Ladakhis mit jeder Menge Futter zum Landeplatz –sie dachten, dass so ein großes Tier, was so viele Sachen tragen kann, och unheimlichen Hunger haben müsste.
Leh: ein grünes Pappeltal mit türkisfarbenen Flussadern und jeder Menge indischem Militär. Bewaffnet stehen sie an der Landebahn Spalier. Die Sonne scheint, wolkenfreies Glück. Doch erst mal Ausnahmezustand für Herz und Kreislauf. Schleppend langsam geht alles, das Blut kämpft sich durch die Adern. Die indischen Royal Enfield Motorräder knattern auf der Straße, es sind wenig Touristen in Ladakh –aber anscheinend sind alle die da sind, zweiräderig motorisiert. Leh mutiert zum Goa der Berge.

Anfang Juni ist jeder Ladakhi auf dem Feld und sät und pflanzt von Hand. Das Tal wird langsam grün. Blumen kämpfen sich raus, doch auf den Bergwipfeln liegt ringsum dick der Schnee.

In Leh steht eine alte Gompa, oben über allem städtischen Leben thront sie seit 500 Jahren. Der Weg dorthin ist zugleich der Trainingspfad für Ladakhs Touristen. Der Rote Kreuz Helikopter des indischen Militärs fliegt die, die schlapp machen runter,zurück ins Leben, in den Sauerstoff. Der Wind rauscht über das karge Land, fällt über die Berge in das Tal. Morgens lag Schnee in Leh, doch die Sonne toastete ihn schnell weg. Was ist Winter, wenn das hier Sommeranfang ist…

Knallharte Jungs mit dicken Bergschuhen auf knatternden zweirädrigen Kisten erzählen von wochenlangen Trekkingtouren in kompletter Abgeschiedenheit und ganz ohne Komfort. Ja, sie wissen alles, sie haben es hinter sich, sie haben das Himalaja im Griff. Trotzdem interessiert sich niemand für sie. Das Los der Wagemutigen, in einer Herde Schafe.
Eine Reise mit Jeep und Fahrer nach Nubra. Einmal über die Berge, einmal merken, wie sich 5300 Meter anfühlen, merken wie es ist, mit abgefahrenen Reifen über schneebedeckte, schmale Himalaya Pisten in schwindelnder Höhe zu schlittern -und spüren wie kalt es sein kann, in Indien im Juni im Himalaya.

Links von uns der Abgrund, rechts bedrohlicher Schnee-& Geröllgulasch. Der Schnee fiel unaufhörlich weiter, in Styroporkugelform. Meine Füße froren fest, die Luft war dünner als unsichtbar. Drohend die Schneemassen über der Straße, eisige Formationen frisch gepudert -bei Temperaturanstieg mit Sicherheit eine einzige Lawine mit Felsbrockeneinlage.
Der verzweifelte Fahrer schippte mit einer geliehen Schaufel Geröll vor die aalglatten Reifen, dann ging es ein paar Meter weiter. Am „India Gate“ hingen wir wieder malerisch fest –hinter uns reihten sich Busse, Jeeps und Trucks.

Und dann der vermeintlich höchste befahrbare Pass der Welt „18.600Fuß“ stand protzig auf dem Schild.„Worlds highest motorable road“ – mein Höhenmesser zeigt verschämte 5300 Meter und das reicht manch einem Menschen dann auch schon für ein in Erinnerung bleibendes Schwindelgefühl mit Magenproblemen. Runter, nichts wie runter -das wollen viele.
Hier oben gibt es viel zu sehen, unter anderem eine verglaste, stickige Teebude auf dem Dach der Welt. Die „Himank“, die Straßenbauarbeiter des Himalajas, nennen den Gipfel ihr Zuhause. Der Schnee und der Pass sind ihr Arbeitgeber, ständig muss die Straße von Schnee geräumt und von Erdrutschen befreit werden – es ist die Lebensader Ladakhs.
Fast perfekte Teerstraßen auf 5300 Metern Höhe, das indische Militär will beweglich bleiben, Pakistan ist 100 km weit weg und schläft nicht.

Deutschland ist gut, höre ich immer wieder, denn Hitler war ein toller Führer. Das es Osten und Westen nicht mehr gibt, da hat man schon mal von gehört. Ein indischer Rechtsanwalt fragt ganz offen, ob denn Deutschland überhaupt eine „Geschichte“ hätte, so wie Indien. Ja, das haben wir auch, auch so wie Indien, nur anders.

Nubra Valley –der Obstkorb Ladakhs
Sanddünen, Gärten, Felder, Rosenbüsche, Pferde, Kamele und klare Flüsse und Wind.
Hunder, im Nubratal ist Belohnung für all das schneeige Chaos und den Höhentaumel. Hier ist Ruhe und Stille. Trotz eines unübersehbaren Aufgebots an indischem Militär.
Das Dorf am Ende Indiens besteht zu 90 % aus Gasthäusern. Hauptkunden im Juni sind indische Delhi-und Bombay Flüchtlinge.Gute, kühle Luft und Blütenpracht mit Kamelexoten Akzent. In Delhi sind derzeit 50 Grad Celsius, im Nubratal sind es 23.Mütze, Schal und Steppanorak ziehen die „Plains“ Inder nie aus. Kälte ist offensichtlich relativ.
Ein Tagesausflug ist es für sie, Zeit genug für unzählige Fotos und sauerstoffarme Erinnerungen an ein schönes Stück Indien. Das Essen ist mäßig und teuer, oder umsonst, wie heute bei Tempelfest. Im Bach gewaschenes Geschirr als Transportunterlage für ein soßiges Linsengericht: Dal und allerlei Gemüse mit Gewürz. Daneben schläft ein Kind unter einer Männerjacke friedlich auf dem Boden. Ganz einfach eigentlich das Ganze.
Ein nie abbrechendes „Ommanipadmeum“ schallt aus den Lautsprechern des Dorftempels auf den fast leeren Platz und in die pakistanischen Berge. Alte Männer in roten Roben an den Mikrophonen.
Nach dem langen Anstieg zur Hunder Felsengompa, genau das richtige. Dahinten ist Pakistan. Aber hier murmeln alle Mantras und essen, da sie gute Buddhisten sind, keine Forellen aus dem Bach. Moslems essen Fisch.
Die kleinen Flüsse machen das einzige Geräusch, und die Vögel. Grün ist nicht gleich grün, denn das hier ist alles besonders grün. Ein schönes Tal, mit aufgepeitschten Sanddünen und übrig gebliebenen Kamelen aus alten Zeiten.
Damals haben die Mongolen sie hier stehen lassen, heute stehen sie immer noch auf den Sanddünen und schleppen Touristen über den Sandkasten Ladakhs. Hier wirbelt der Wind Staub und es ist der landschaftliche Höhepunkt des kargen Seins,mit einer gewissen Exzellenz. iskit liegt nur 7 km entfernt vom westlichsten Dorf Indiens entfernt. Mit einem äußerst lebensfrohen Ladakhi Fahrer geht es auf nach Diskit und hoch in den Berg. Hier sitzt ein großes, belebtes Kloster wie ein Frosch am Hang, unter sich eine Riesenbaustelle, denn der Dalai Lama kommt nächstes Jahr zu Besuch und Diskit will sich nicht lumpen lassen: Ein nagelneuer 12 Meter hoher Beton Buddha, dem noch das Gold fehlt,davor eine prunkvolle Halle und alles was ein Dalai Lama sonst noch so braucht, um geehrt zu werden. Oder was Diskit denkt das er braucht.Das Kloster hat einen weißen Mahakala Buddha zur Ansicht, sonst sind die schwarz oder blau. Das weiße Monster sieht schrecklich zornig aus. Die Wände sind schwarz vom Ruß der letzten 500 Jahre, die Wandbemalungen verschwinden hinter speckigen Lagen vergangener Zeit. Die Atmosphäre ist einzigartig, die Ruhe und Stille allein sind es wert jede Klosteranlage in Ladakh zu erklimmen.
Besuch bei einer Amchi, einer Naturheilerin, die die Kunst der tibetischen Medizin beherrscht und auf eine Garnison von 100 Gläsern mit Kügelchen blickt. Das sind die tibetischen Medikamente, Kräuterkügelchen aus Dharamsala die den Menschen Gutes tun. Sie fühlt den Puls mit drei Fingern erst an meiner linken und an der rechten Hand.

 

Sumur
Das nächste Dorf im zweiten Tal von Nubra heißt Sumur. Die paar Kilometer könnte man zuhause ja auch zu Fuß gehen. Hier ist es allerdings eine Halbtagesreise mit Jeep. Das Wetter spielt seit Tagen verrückt, mein Barometer hat es aufgegeben der jeweiligen Wetterlage mit Millibar zu folgen. 669 Millibar und dann mal wieder gar nix, dicke schwarze Wolken quellen über die Berge, fallen als Schnee obenauf die Pässe und rieseln als eiskalter Regen in das Tal.
Sumur ist ein Dorf, aber es hat eine echte, eigene„J&K Bank“ mit Winteröffnungszeiten und Sommeröffnungszeiten -von jeweils 2 Stunden am Tag die sich je nach Jahreszeit um eine halbe Stunde nach vorne, oder nach hinten verschieben.
Es gibt hier auch Touristen Unterkünfte und eine Tankstelle -und eine ziemlich abgerockte Busstation.
Auch eine Art Dorfspelunke gibt es, dort kochen 4 Männer gleichzeitig lustige Sachen aus bunten Tüten und der Laden mutet wie ein kommunales Wohnzimmer an: laute Schulkinder mit Staub bedeckt drängen sich zwischen spuckende, große Bauern, wild aussehende Fahrersitzen zwischen alten zahnlosen Opas, die still ihre Suppe mümmeln. Die „Köche“ kaspern rum und es qualmt.
Der Wind knallt die Läden auf und zu und ich sitze fast sauber und fremd mitten drin, wie unsichtbar. Das Essen ist schlecht, die Atmosphäre schön.
In Sumur, steht ein kleines neues Kloster am Hang mit Blick auf Diskit und wurde ebenfalls ausgestattet mit einer für den Dalai Lama reservierten Etage. Mit Aussicht auf die Berge. Der Dalai Lama hat hier sogar ein Klo mit Wasserspülung und eine Dusche mit Boiler. Jeder Menge Geschenke der Gläubigen stapeln sich in einem Korb für den bald kommenden hohen Besucher. Literweise Apfelsaft im Tetrapack kann er sich nächstes Jahr hier abholen. Alle Klöster im Nubratal sind über Teerstraßen zu erreichen, das ist nett für die Touristen und das indische Militär. Es gibt allerdings ein Kloster, da muss man 3 Stunden hoch klettern.
Buddha mit Brüsten
20 Kilometer können unendlich lang sein. Wie eine Schlange liegt die Teerstraße im hellen Geröllhaufen Ladakhs. Steine in alle Größen und Farben, gewaltig weit verstreut, als hätte es eine kosmische Explosion gegeben. Mitten durch, das sandige Nubra Flussbett mit kunterbunten,gigantischen Kieselsteinen.
Im Juni ist hier kaum Wasser zu sehen, aber es scheint hier richtig ab zugehen, wenn der Schnee schmilzt, dann nehmen die Wassermassen alles mit, was sie bekommen.
Die Ensa Gompa liegt am hoch am Berg und sieht aus wie ein verlassenes Bauernhaus. Kein einziges Zeichen, dass dies ein buddhistischer Tempel ist, verlassen hängt dieser Klotz am Hang.
Der Fahrer kämpft sich durch Schlaglöcher und über militärisch fein gebaute Flussbrücken. Hier und da ist ein Stück Berg auf der Straße gelandet und wird per Hand entfernt, langsam aber stetig.
Dann zu Fuß: Aufstieg zur Gompa. Gämsen-ähnlich hochkraxeln und nie dran denken was passiert, wenn man den Halt verliert. Auf halber Höhe setze ich mich auf einen Felsvorsprung und beobachte fliegende Helikopter von oben. Die indische Armee fliegt Streife mit nagelneuen Hubschraubern, denn: Pakistan ist auch hier weniger als 100 Kilometer entfernt.
Dann ein Wahnsinns lautes Krachen und Donnern. Es ist ein Berg, der abrutscht. Die Gewalt hallt durch das gesamte Tal.

Morgens früh los von Sumur –schön langsam hinter einem heiligen „Lama Autokonvoi“ her. Das goldbekleidete Lamakind sitzt auf einem lama-gerechten Kindersitz, im buddhistisch beflaggten Toyota. Die Ladakhis am Straßenrand falteten die Hände über ihrem Kopf und verbeugten sich vor den modern vorbeireisenden Geistlichen.
Eine alte Dame,in klassischer Tracht steht auf einem Berg und verbeugt sich tief, malerisch positioniert vor dem Background des grünen Nubratals. Demut und Glaube. Zunächst steht da: „Höchster befahrbarer Pass der Welt: Khardong-La 18360 Feet“ steht groß auf dem Gebirgspass Schild. Auf den engen Himalaya Straßen rauschen Biker auf alten Enfields an den Bussen und Jeeps vorbei, um dann wie ungefähr 1000 andere Menschen aller Nationalitäten vor einem Schild mit dem Satz „Road Closed“ zu stehen.
Hier staut sich die Welt auf ein paar Metern Teer und auf 4600 Metern Höhe: der Pass ist zu, geschlossen wegen Schnee. Viele standen schon fünf Stunden -um dann noch mal vier Stunden in eisiger, schöner Höhe zu stehen. Es gab alles: Regen, Hagel, Schnee, Sonne, Nebel und schnelle Wolken.
Die hungrigen, kurzatmigen Menschen stapelten sich in der inzwischen heiß laufenden Tee Bude auf dem „Dach der Welt“. Rupien wechselten im Turbotempo den Besitzer.
Die Himank Straßenarbeiter standen im Schnee, mit weißen Skischuhen und großen Schneebrillen. Ein Tee für 10 Rupien, ein Wasser 20 Rupien – nicht jeder kann sich diesen Luxus leisten.Die Jeep Fahrer hockten auf dem Boden und spuckten vor ihre Autos.
Es ist ein Abenteuer für jeden der hier strandet,auch für die Ladakhis. Man hat Respekt vor dem Wetter, dem Schnee und den Bergen –selbst wenn man hier wohnt und jeden Tag über den Pass fährt.
Ein indischer LKW befand sich in der „stabilen Seitenlage“ als wir hochfuhren –mit einer weiteren Rolle vorwärts, wäre er abgestürzt.
Nach vier Stunden warten, pinkeln, Tee trinken und schwatzen ging es weiter. Die Biker quälten sich teils quer den Berg hoch, es war eine ungeduldige Karawane angestauter Fahrzeuge, die alle am liebsten gleichzeitig über den Pass wollte.
Als Zugabe, ein Panorama wie es schöner nicht sein könnte. Die Wolken zeichneten die Erde in hell und dunkel.
Auf dem Pass dann eine gewaltiger Kodak Moment für alle Reisenden und wieder milchiger Zuckertee aus der Himank Teestube.
Die Dixie Klos sind hier oben passend in schneeweiß gehalten, die vielen Gebetsfahnen sausen im Wind – hier sind alle glücklich, wenn auch blass. Das Dach der Welt ist oben offen und die UV Strahlen knallen mit Wucht auf die Haut. Eine von beiden Fahrspuren ist tiefgefroren und eisglatt.
Nach dem Pass geht es nur noch runter, egal wie. Klare, kilometerweite Sicht über die Berge, schneebedeckte Steinkolosse soweit das Auge reicht. Berge sind im Himalaya gleichzusetzen mit Göttern.Man hofft das sie gnädig sind.
Leh

Der Sommer sei sehr „untypisch“ sagen die Locals –denn es ist Winter im Sommer. Das Gras will nicht recht wachsen, alte Frauen schneiden für ihre Kühe Futter schon aus den Pappeln. Überall Frauen, die säen und pflanzen und Männer die Häuser bauen.Dha!

Dha, eines der wenigen indo-arischen Dörfer in Ladakh, liegt eigentlich 8 Stunden Fahrzeit von Leh entfernt. Die Brokpas/Dras/Darden (so viele Namen für ein und dasselbe Volk) -sind ein altes, rares Volk,vom Aussterben bedroht. Sie sind leben vom Verkauf ihrer landwirtschaftlichen Produkte, die in gesamt Indien sehr beliebt sind.
Die Brokpas beherrschen traditionell den Anbau von Aprikosen, Äpfeln, Walnüssen, Mulberrys und Gemüse in höchster Höhe.
Auf terrassenförmig angelegten Feldern hocken Frauen mit bunten, blumengeschmückten Kopfschmuck, behangen mit ihrem Korallen- und Türkis Ketten in den Feldern. Der Schmuck ist ihr ganzer Besitz. Sie sind hellhäutig, manche haben sogarrote oder blonde Haare und blaue Augen.Ich starre diese Menschen an und sie mich.
Eine Ziege wird von Hand geschoren, mit der Schere, ganz brav liegt sie zwischen den Beinen des Schäfers.
Die Ziegen liefern das wertvolle Pashmina zum Verkauf und für die Rückenumhänge der Brokpa Frauen. Weicher Fluff für eines der am schwersten zu bewirtschaftenden Gebiete der Welt.
Das Vieh schläft unten im Haus, der Mensch darüber,gewärmt vom lieben Vieh. Die Tiere sind neugierig und zutraulich, man wohnt ja schließlich zusammen.
Ein Dzo – eine geländegängige Mischung aus Yak und Kuh ist der Star unter den Haustieren. Ich höre nur das Grunzen aus den tiefsten Tiefen einer Dzo Kehle, sehe dann eine neugierige Schnauze über das Holzgatter luken. Kontaktaufnahme mit einer blitzblanken Schnauze.
Die Indo Arier haben viele Namen in der westlichen Welt. Alle sind Buddhisten, obwohl die pakistanischen Nachbarn Interesse daran haben, sie zu Muslimen zukonvertieren. Schamanen Zeichen sind an den Häusern zu sehen, sie wehren den Einfluss des moslemischen Distrikts Kargils bisher erfolgreich ab.Sie leben an der Grenze zu Pakistan.
Auf der Hauptstraße schlängeln sich die indischen Truppentransporte. Im Nichts lebt auch das Indische Militär.Die Straßen sind durch die harten Winter alle katastrophal schlecht. 20 Kilometer sind eine echte Distanz.
Weiter geht es nach Mulbekh, die letzte Bastion der Buddhisten, bevor alles nach Westen hin muslimisch wird.
Das Tälchen ist grün, in aller Ruhe fließt der türkisfarbene Fluss Kanji durch das Tal. Die Menschen sind weiß, die Frauen stolz und wunderschön -auch mit ihren Kopftüchern. Die Männer gerader, größer und schlanker als die Ladakhi Bauern.
Pakistan ist zum Greifen nah: Militärkontrollen überall,Polizeiposten wollen meinen Pass sehen.Die bunten indischen Trucks kämpfen sich überall durch, das sind die eigentlichen Panzer Indiens. Übermüdete Fahrer am Steuer, ein Leben ohne Komfort. Alles muss in diese Region transportiert werden: von Mehl bis Diesel.
Dann Mulbekh mit seinen Staubstürmen. Starker Chai,indisches Dal und Gemüse auf Blechplatten am Straßenrand.
Die wunderschöne Chamba Statue Buddhas steht direkt vor meinem Zelt: Riesig groß in den Felsen gemeißelt, im 7 Jahrhundert, als Kaschmir noch buddhistisch war. Perfekt erhalten schaut der Buddha der Zukunft auf Mulbekh.

Jeeps und Busse stehen Schlange. Alte, traditionell gekleidete Ladakhis, mit Gebetsmühlen überall: in Lamayuru ist ein Fest!
Das einzigartige, wertvolle, heilige, riesige Thanka ist ausgerollt. Das Kloster speist alle Menschen, es ist ein gigantischer Auflauf von Gläubigen inmitten einer bizarren Steinwüste, umgeben von 5000 Meter hohen, schneebedeckten Bergen.
Immer im Uhrzeigersinn, ich umkreise die Chörten wie es Sitte ist. Ich bewege die alten, abgegriffenen Gebetsmühlen des Klosters und bete, wie der Rest der Mönche, für den Weltfrieden. Denn dieses Fest am Ende der Welt, ist der Welt gewidmet.
Das kleine Kloster, weit weg von Allem, kümmert sich um die Welt und um die Menschheit.
Am Ende des Tageswird das Thanka, ein über großes Meditationsgemälde, eingerollt. Die kräftigsten Männer des Dorfes rollen das heilige Bild freischwebend auf, während die kräftigsten Mönche es sanft vom Dach des Klosters herablassen. So ein Thanka ist 15 x 20 Meter groß und durch die Ölfarbe sehr schwer.
Ein Akt, welcher mit großem Staunen und lautem Mantra Gemurmel begleitet wird.Dann wird das Riesen Thanka eingerollt und wird von allen gleichzeitig zurück in den Lakhang getragen, den Gebetsraum vom Lamayuru.
Die 15 Meter lange Rolle schiebt sich durch die Masse der Gläubigen. Alle wollen das Thanka wenigstens einmal berühren, am liebsten mit der Stirn oder der eigenen Gebetsmühle, das ist wie eine Weihe.Dann liegt die heilige Bilderrolle sicher und von Musik begleitet auf der Ablage und wird erst wieder in zwei Jahren rausgeholt. Viele der Alten haben sie vielleicht zum letzten Mal in ihrem Leben gesehen,und sie sind dankbar, zu Tränen gerührt. Kleiner Abstecher durch das Dorf Lamayuru, vorbei an uralten Maniwällen auf der Suche nach dem Löwentempel mit den tanzenden Skeletten. Von unten kann man sehen wie das Kloster in den Berg reingebaut wurde.Alte Holzkonstruktionen stützen die schweren Stupas und die Rundgänge mit Chörten und Gebetsmühlen.
Kleinere Bauten im Fels sind die Mönchsstuben, sie leben auf morsch aussehenden Holzplanken. Esel und Kühe leben in engen Verschlägen und haben noch nie eine Weide gesehen, sie leben mit den Menschen am Hang. Die Tiere sind alle erstaunlich zutraulich und zahm. Die Hunde bellen sich nachts heiser und liegen tagsüber lethargisch im Staub.
Die Lamayuru Mönche proben den Maskentanz mittags, im knallen Sonnenlicht mit voller Montur. Die Kindermönche hängen rum und schauen dem Treiben zu,spielen und sind einfach nur Kinder in roten Kutten.

Am frühen Morgen ist das Licht wie eine 25 Watt Birne. Die Berge sind rötlich, der Himmel blauer als Blau und die Trommeln und Zimbeln der Lamayuru Mönche sind zu hören. Der Maskentanz beginnt mit langsamen Bewegungen und chaotischer Musik.
Die Locals murmeln Mantras und drehen ihre Gebetsmühlen immerzu, andächtig schauen sie zu.
Ein paar „Geister“ gehen rum und versuchen den Zuschauern einen weißen Katta Schal umzulegen, wenn sie es schaffen, kostet das 10 Rupien und man wird wieder befreit. Die Kindermönche schauen dem Tanz gebannt zu, manche sind nicht älter als 5 Jahre und sind sichtlich beeindruckt von den „bösen Geistern“auf zwei Beinen. Die Masken sind mit Totenköpfen geschmückt und sehen zornig aus. Um Punkt 13.00 holen die Kochmönche die Töpfe raus und verteilen großzügig gelben Brei an die hungrigen Kinder – die Alten müssen warten. Das Fest zieht sich über 3 Tage.

Die gesamte Alchi Tempelanlage ist zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt worden, denn hier lohnt es sich Einmaliges zu erhalten. Hier, behauptet man,sind die wertvollsten buddhistischen Kunstschätze des gesamten West Himalajas zu finden. Zwischen den Bäumen sind die Gebäude angeordnet, unscheinbar von außen – aber von Innen eine echte Pracht: Statuen,Buddhas und Wandmalereien vom Feinsten. Im ersten Jahrtausend entstanden, steht das hier alles immer noch und wird von einer Handvoll Mönchen bewacht.
Gläubige werfen sich auf den Boden und die Atmosphäre ist definitiv speziell. Alchi macht Spaß, der Indus fließt lautstark im Tal.Auf dem Weg zur Tempelanlage reihen sich die religiösen Verkaufsstände.

Der Gründer des Klosters kam damals mit einem Wanderstock, den hat er genau hier in die Erde gerammt und die Geschichte will, dass er so entschieden hat, hier ein Kloster entstehen zulassen. Aus seinem Stock ging ein einzigartiger Baum hervor, ein riesen, schatten spendendes Gewächs,welches heilig ist. Diesen Baum gibt es nur hier, den „Wanderstockbaum“.
Ladakhi Frauen in Tracht und gelangweilte Polizisten und Touristen machen das City Flair Lehs vollkommen. Manch ein Aprikosenhändler ist inzwischen eingeschlafen und die Mittagshitze haut zum Schluss auch mich um.
Kaum vorstellbar, dass mir hier mal die Luft ausging, es sind doch nur 3600 Meter Höhe, das wird jetzt zum „Kurort“ mit dem meisten Sauerstoff.

Die Changthang Province ist das Land der Nomaden, esist ein Teil West Tibets und hinter der von den Chinesen aufgedrängten Grenze,geht Changthang weiter. Hier leben die Nomaden, die Changpo und ihre Pashmina Ziegen. Das ist eine Hochwüste mit diversen stahlblauen Seen und einer Durchschnittshöhe von 4500 Metern. Die Luft ist dünn, der Wind pfeift nicht,sondern bläst und der Himmel drückt gewaltig.

Der Tso Moriri, ein Bergsee in knallblau, passend zum Himmel und läge er tiefer, wäre es ein Paradies für alle Lebewesen. So aber bleibt der Spaß ein paar Menschen vorbehalten, ein paar Brahmini Enten, den Möwen und den abgehärteten Nomaden und ihren anspruchslosen Viechern.Hier knallt der Wind ordentlich über die schneebedeckten Gipfel und sobald die Sonne hinter die Berge fällt, wird es sehr kalt.
Eine fast menschenleere Welt, kein Baum, kein Strauch.Die Pashmina Ziegen leben von Flechten und Gräsern,der Mensch würde ohne sie verhungern. Die kleinen Ziegen rennen die Berge rauf, lange, weiche Haare wie ein Teppich.
Die riesigen tibetischen Mastiffs sehen mit ihrem Winterfell aus wie Löwen.
Verfressene Yaks mümmeln das dünne Gras, was ich noch nicht einmal anfassen kann, ohne mich zuschneiden oder zu stechen.
Die Yaks und Pferde sind geschmückt mit roten Troddeln, die Pferde tragen Glöckchen, die Murmeltiere pfeifen. Die sind neugierig und kommen aus ihren Löchern, die kleinen Hamster ebenfalls.
Und mitten in der Idylle das Dorf Karzok, ein ehemaliges Nomadenquartier, inzwischen ein Militär Stützpunkt. Es gibt ein paar einfache Restaurants und diverse Zeltcamps für Touristen. Aber nur von Juni bis September – sonst fällt hier die „weiße“Tür zu. Wenn der Schnee fällt schließen die Pässe und die Nomaden, mit ihren Tieren, kämpfen um ein weiteres Jahr Überleben im Nichts und von Nichts.

Der Tsomoriri See liegt in einer Höhe von 4522 Meter. Maniwälle und Chörten sind rundum den See verteilt. Der Tso Moriri wird verehrt, es gibt viele religiöse Zeichen. Menschen haben Ovos gebaut und hoffen, dass die Götter hier näher an der Erde sind und sie näher am Himmel. Die Stille in den Bergen drückt gegen die Ohren und geht in den Kopf und brummt im Bauch. So viel „Nichts“ ist laut und ungewohnt und eine Wohltat. Der Wind kommt und geht mit Wucht. Die Stimme versackt im Nichts. Die Nomadenzelte, entweder modern aus weißem Segeltuch oder die alte Webwollvariante aus Yak Haar, in braun sind verstreut über das gesamte Tal.
Die Nomaden spinnen die Wolle im Gehen, es werden nebenbei lange warme Fäden gesponnen. Geld ist hier nichts wert, Läden gibt es keine. Die Herden sind fett und alles was wiederkäut ist mit Nahrungsaufnahme beschäftigt. Die Pferde sind kugelig rund und übermütig. Ein Salzsee schimmert giftig Türkis, hier wurde bis vor kurzem noch Salz abgebaut, jetzt nicht mehr.
Mitten in dieser Kulisse: wilde Esel, die ungelenk laufen und prima für die Kamera posieren.
Dann geht es den Berg hoch, auf den Taglang La Pass und auf 5200 Meter Höhe. Das ist der „zweithöchste“ befahrbare Pass der Welt, aber es interessiert hier niemanden wirklich – das hier ist keine Touristenhochburg. Hier fahren fast nur Trucker und die haben keine Zeit für Tee.